Tarzetta catinus (Holmsk.)Korf & J. K. Rogers

Tiegelförmiger Napfbecherling oder

auch Tiegelförmiger Kelchbecherling

Fundbeschreibung von Hansjörg Kevenhörster

Am 04. Oktober 2022 hatte ich wieder einmal Gelegenheit, nach Gisingen zu fahren, um in einem der Baggerseen in den „Alten Rüttenen“ zu angeln. Doch bevor ich dort vom Parkplatz zum Fischwasser ging, schaute ich wie immer noch kurz in ein kleines Auwäldchen hinein, um den neuesten Pilznachwuchs zu erkunden. Gleich neben einem geschotterten Waldweg erblickte ich unter Haselnusssträuchern beigefarbene Becherlinge, die ich wohl als Tarzetta erkannte. Nun war es jedoch fraglich, um welche der bei uns bekannten Tarzetta-Arten es sich hierbei handelte. Tarzetta alnicola, der Beschleierte Erlen-Napfbecherling konnte es vermutlich nicht sein, weil bei meinen Funden der typische, spinnwebartige „Schleier“ auf dem Becherrand fehlte. Nach Tarzetta ochracea sahen meine Findlinge auch nicht gerade aus. Jetzt blieb für mich nur noch die Entscheidung zwischen Tarzetta cupularis, dem Kerbrandigen Napfbecherling und Tarzetta catinus, dem Tiegelförmigen Napfbecherling.

Nun ja, ein wenig „kerbrandig“ sahen meine Funde schon aus, aber wie im Band 1 von Pilze der Schweiz als Bemerkung bei Nr.64 zu lesen ist, kann die Artabgrenzung ziemlich problematisch sein. Da führt nur noch sorgfältiges Mikroskopieren zu einer sicheren Bestimmung. Doch selbst die Angabe der Sporenmaße kann in der Literatur ziemlich unterschiedlich ausfallen. Deshalb hielt ich mich bei der Beschreibung der Paraphysen an die Angaben im BK 1 Nr.63, wonach diese eine schwach bis 4 µm verdickte oder gelappte Spitze haben. Auf meinen Mikroskop-Fotos sind diese Merkmale von Tarzetta catinus deutlich sichtbar.

Insgesamt fand ich Literaturangaben zu meinem Fund im BK1/63, De 30 Pl. III G, Dh 1130, Gh 647/3,
Hagara 74, Lx 681/1, TINT 40/31, 127/72 und 138/38 sowie Van Vooren Nr.4/96-97.

Kurze Episode am Rande:
Nur wenige Tage nach meinem Fund habe ich haargenau auf dem gleichen Standort noch viel mehr solche Fruchtkörper gesehen. Dieser zahlreiche Nachschub erfreute mich ganz besonders, weil beim ersten Auffinden der Tarzetta nur sehr wenige Exemplare zum Fotografieren vorhanden waren. Selbstverständlich war ich automatisch davon ausgegangen, dass dort in den letzten Tagen wieder frische Fruchtkörper der Tarzetta nachgewachsen sind. Doch bereits schon beim Fotografieren der neuen Fruchtkörper bemerkte ich meinen Irrtum. Es waren keine Napfbecherlinge, sondern einfach nur junge, schöne Exemplare von Paragalactinia succosa, des Gelbmilchenden Becherlings. Was oberflächlich betrachtet gleich aussieht und zur gleichen Zeit am selben Standort steht, muss eben nicht unbedingt dasselbe sein. Zum Vergleich mit meinen Fotos der Tarzetta sind auf den untersten drei Bildern die doch deutlich anders aussehenden Fruchtkörper von Paragalactinia succosa abgebildet, über die ich aber in einem separaten Pilz-Porträt ausführlicher berichtete.

Fotos: Hj. Kevenhörster