Am 28.10. 2020 entdeckte ich am Beginn der Finnenbahn beim LKH
Rankweil auf einem Brennholzstapel den Abschnitt von einem dünnen, berindeten Stämmchen einer jungen Esche, an welchem mir kleine, schwarze Gebilde auffielen, die aus der Entfernung ähnlich wie eingetrocknete Fruchtkörper der häufigen
Exidia nigricans (Warziger Drüsling) aussahen. Aber halt, da war doch rund um einige Exemplare die Rinde etwas aufgebrochen, was natürlich den interessierten Betrachter gleich schon einmal aufmerksamer hinschauen lässt. Und die erhöhte Aufmerksamkeit hat sich wieder einmal ganz besonders gelohnt. An dieser, wahrscheinlich dem „Eschensterben“ zugeschriebenen Brennholz-Stange hatten sich wunderschöne Fruchtkörperchen von
Sclerencoelia fraxinicola angesiedelt. So ein seltener Fund ist doch besonders erfreulich und sollte ganz bestimmt in einem Pilzporträt unserer Homepage zahlreichen Interessenten vorgestellt und näher gebracht werden. Die um ca. 5 mm großen, pokal- bis unregelmäßig schüsselförmigen Fruchtkörperchen brechen meistens büschelig aus der dünnen Rinde von frisch abgefallenen Ästen nicht von
Pappeln, sondern von
Eschen hervor. Ihre schwarzbraune Fruchtschicht ist leicht rau und matt. Die Außenseite der Becherlinge ist besonders bei jungen Fruchtkörpern deutlich hellgrau kleiig. Auch die mikroskopischen Merkmale erfreuen den Pilzkundler, wenn sie möglichst genau mit den Literaturangaben überein stimmen. Diesfalls ergaben meine Sporenmessungen Maße von 15 x 3,5-4 µm. Die zylindrischen, septierten (durch Scheidewand geteilten)
Paraphysen meiner Kollektion hatten auch, wie im
BK beschrieben, eine bräunliche, abgerundete Spitze und waren teilweise mit einer amorphen Masse umgeben. Literaturangaben zu diesem vermutlich oft übersehenen Becherling fand ich nur für
Encoelia fascicularis im BK 1/203 und E&E Seite 192, Fig. 851 , Hg 99 sowie RH 651/1. Aber für die neue, hier beschriebene und abgebildete Art Sclerencoelia fraxinicola habe ich keinerlei Literatur. Bezugnehmend auf schriftliche Mitteilungen von Irmgard Greilhuber, Gernot Friebes sowie Uschi Österle heißt der hier beschriebene Becherling wenn er auf Esche vorkommt,
Sclerencoelia fraxinicola und wenn er auf Pappel vorkommt,
Sclerencoelia fascicularis.