Phloeomana alba (Bres.) Redhead

Syn.: Mycena alba (Bres.) Kühner

Weißer Borkenhelmling

Fundbeschreibung von Hansjörg Kevenhörster

Entlang des kurzen Fußweges zwischen Illpark und Ganahlsteg in Feldkirch wurden einmal einige Jungeichen als Alleebäume gepflanzt. Durch den Standort am unteren Ende der Felsenau-Schlucht und durch die aufsteigende Feuchtigkeit des direkt darunter vorbeifließenden Ill-Flusses sind ihre Stämme ziemlich stark mit Moos bewachsen. In diesem Bewuchs entdeckte ich am 29. 12. 2022 winzige Pilzchen mit weißlichen Hütchen, deren Durchmesser kaum größer war, als 2 mm. Da mich Rindenpilze immer schon faszinierten, interessierten mich auch diese Winzlinge ganz besonders. Es gibt ja einige rindenbesiedelnde Helmlinge, aber die Literatur dazu kann nicht gerade als reichlich bezeichnet werden. Zur Bestimmung meiner Findlinge standen mir nur Band 3 von Breitenbach/Kränzlin (BK) „Pilze der Schweiz“ und von Aronsen/Lassoe (AL) „The genus Mycena s.l.“ zur Verfügung.

Bei meinen makroskopischen Bestimmungsversuchen wählte ich zwischen Phloeomana hiemalis, Zarter- oder Winter-Borkenhelmling (BK 3/341, AL 306-307) und Phloeomana alba, dem weißen Borkenhelmling (BK 3/316, AL 308-309). Zur sicheren Bestimmung mikroskopiere ich selbstverständlich alle meine Funde, bevor ich die Fotos mit Namen versehe oder ein Pilz-Porträt für die Homepage verfasse. Meine Sporenmessungen ergaben Maße zwischen 7,5 x 7 / 8 x 7,5 / 8,5 x 7,5 und 9,5 x 8 µm. Also stellte ich deutlich kugelförmige Sporen fest. Somit war eigentlich klar, dass es sich bei meinen Funde nicht um Phloeomana hiemalis handeln konnte, weil diese schmalere Sporen haben. Zudem passten die von mir festgestellten Cheilozystiden ebenfalls besser zu Phloeomana alba. Die Mikrobilder der Hutdeckschicht (HDS) zeigten besonders gut die eindeutigen Merkmale von Phloeomana alba. Zur makroskopischen Unterscheidung beider Arten ist in der Literatur außerdem auch noch angemerkt, dass bei Phloeomana hiemalis die Lamellen am Stiel nur schmal angeheftet sind, hingegen diese bei Phloeomana alba am Stiel breit angewachsen bis herablaufend sind. Dies ist bei AL auf Seite 309 sehr gut abgebildet und stimmt auch mit meinen Fotos überein.

Allerdings kam bei mir dann doch noch eine ziemlich verflixte Unsicherheit auf, als ich im BK 3, Nr.316 in der mikroskopischen Beschreibung unter „Basidien“ las, dass diese nicht dextrinoid sind, also keine Farbreaktion auf Jod zeigen. Die Basidien waren jedoch in meinem Test-Präparat durch die „Baral‘sche Lösung“ deutlich rotbraun gefärbt, also dextrinoid. Da kam ich doch ordentlich ins Schleudern bis ich endlich vor dieser Information das Kürzel „Latr.“ sah. Es steht für „Lamellentrama“ und bedeutet wohl, dass die Hyphen der Lamellentrama nicht dextrinoid sind. Diese Aufregung hätte ich mir sparen können, wenn ich die fachspezifische Beschreibung aufmerksamer gelesen hätte.
Man lernt eben nie aus . . .

Fotos: Hj. Kevenhörster