Melampsora rostrupii Wagner
Syn.: Melampsora aecidioides Plowr.
Bingelkraut-Espenrost oder
auch Pappel-Rindenrost
Fundbeschreibung von Hansjörg Kevenhörster
Mein Fund dieses Rostpilzes ist wieder einmal mit einer bemerkenswerten Vorgeschichte verbunden. Eigentlich war ich am 05. Mai 2023 in Schlins beim E-Werk mit dem Fotografieren einer Puccinia sessilis (Weißwurz-Glanzgrasrost) an Arum maculatum (Gefleckter Aronstab) beschäftigt, als ich unmittelbar neben meinen Funden auch noch einen ebenfalls gelborangen Belag an Mercurialis perennis (Wald-Bingelkraut) entdeckte.
Allerdings schienen mir diese Aecidien (Sporenlager) nicht so fotogen wie die krönchenartigen der Puccinia. Deshalb ließ ich diesen Fund zunächst einmal am Fundort zurück. Zu Hause kam mir dann beim Mikroskopieren der Aecidiosporen von der ausgiebig fotografierten Puccinia dann doch noch der Gedanke, dass mein anderer Rostpilzfund am Wald-Bingelkraut vielleicht von einer ganz anderen Gattung der unzähligen Rostpilze sein könnte. Und so war es dann auch.
Also fuhr ich am 09. Mai 2023 wieder zum ursprünglichen Fundort nach Schlins und hatte doch tatsächlich großes Glück. Abgesehen von einer Unzahl erfolgreich abgewehrter Zecken fand ich einige Exemplare von Melampsora rostrupii auf Wald-Bingelkraut. Im Gegensatz zu Puccinia-Arten bilden Melampsora-Arten nur nackte Aecidien (Caeoma-Typ), das heißt also, dass sie ohne Pseudoperidie (Aecidienhülle) sind, welche geöffnet die Sporenlager krönchenartig umschließt. Zudem fließen diese freudig gelborangen Sporenlager oft zu größeren Gruppen zusammen. Meine Messungen der unregelmäßig kugeligen und flachwarzigen Aeciosporen ergaben Durchmesser von 18-23 µm. Die deutschen Namen „Bingelkraut-Espenrost oder auch Pappel-Rindenrost“ kommen daher, weil dieser Rostpilz einen Wirtswechsel vollführt. Während die Spermogonien und Aecien (Caeoma) in der Zeit von April bis Juni auf Wald-Bingelkraut gebildet werden, wechselt der Pilz im Sommer auf Pappel, um dort seine weitere Entwicklung der Uredien und Telien zu vollenden.
Fotos: Hj. Kevenhörster