Hapalocystis berkeleyi Fuckel

Fundbeschreibung von Hansjörg Kevenhörster

Aufgrund eines Hinweises von Inge Rößl suchte und fand ich am 15. März 2020 unter Platanen im Rösslepark
in Feldkirch Ästchen, die von Kernpilzen besiedelt sind.

Was sind Kernpilze? Vereinfacht ausgedrückt erkennt man die meisten Kernpilze (Pyrenomycetes) als kleine schwarze Punkte, die man zunächst einmal mit der Lupe betrachten sollte. Es handelt sich um Schlauchpilze (Ascomycetes), deren Sporen im Innern eines meist kugelförmigen Kerns (Perithecium) reifen und durch eine Öffnung (Ostiolum) ins Freie gelangen. Die meist zahlreichen Perithezien sind oft in einem Fruchtlager (Stroma) eingebettet. Wesentlich auffälliger sind die viel größeren schwarzen Kügelchen, die wir alle als Kohlenbeeren (Hypoxylon) kennen. Es gibt unzählige Pyrenomyzeten in unglaublich viel verschiedenen Gattungen. Alleine im zweibändigen Werk von Björn Wergen sind 820 verschiedene Kernpilz-Arten und ca. 330 Kernpilz-Gattungen sowie weit mehr als 20 verschiedene Substrate enthalten.
Besonders im Spätwinter und im Frühling sind die meisten Pyrenomyzeten sporenbildend (fertil) und somit lohnende Funde für die Mikroskopierer. Das Aussehen ihrer oft zahlreichen Sporen ist meist überaus faszinierend und da die Fruchtkörper wegen ihrer Winzigkeit kaum beachtet werden, gelten sie auch als besonders selten. Vom gegenständlichen Pilz schienen z.B. in der Österr. Datenbank zur Zeit meiner Berichterstattung nur je eine Fundmeldung von Wien und vom Burgenland auf.

Bei der Betrachtung meiner Fotos des Platanen-Ästchens wird sich vielleicht so mancher, der sich unter einem Pilz einen stattlichen Steinpilz oder Parasol vorstellt fragen, wo denn hier die Pilze sind. Aber mit etwas Übung erkennt man die unscheinbaren Wölbungen der Rinde und die kleinen Risse, durch welche die winzigen, schwarzen Fruchtkörper durchschimmern. Mit einer Rasierklinge lassen sich mit Horizontal- oder Vertikal-Schnitten die Perithezien freilegen und wenn man das auch noch durch eine Stereolupe mit vierzigfacher Vergrößerung betrachtet, dann sieht man deutlich die einzelnen Fruchtkörper. Nun kann eine Probe aus einer Perithezie entnommen werden und das Präparat mit tausendfacher Vergrößerung mikroskopiert werden. Die Entdeckung wunderschöner Sporen erfüllt den Betrachter mit einer ganz besonderen Freude, welche dann auch die Frage erübrigt, ob dieser Pilz genießbar ist.

Meine Funde von Hapalocystis berkeleyi hatten breitelliptische, bräunliche, meist zweifach septierte Sporen in der Größe von 30-37 x 14-15 µm, mit stumpfen, hyalinen Fortsätzen an beiden Polen. Literatur: Ellis & Ellis Textseite 189, Fig. 840 und Björn Wergen Nr. 0565

Fotos: Hj. Kevenhörster