Bjerkandera adusta (Willd.) P. Karst.

Angebrannter Rauchporling

Fundbeschreibung von Hansjörg Kevenhörster

Am 01. November 2022 fotografierte ich in der Innenstadt von Feldkirch an einem Ahornstumpf prächtige, cremefarbene Fruchtkörper, von welchen ich aufgrund ihrer Färbung, ihrer Dicke der einzelnen Hüte und wahrscheinlich auch etwas beeinflusst vom deutschen Artnamen annahm, dass es sich um noch junge Exemplare von Bjerkandera fomosa, also vom Graugelben Rauchporling handelt. Da diese Rauchporlings-Art wesentlich seltener gefunden wird, als Bjerkandera adusta, der Angebrannte Rauchporling, wollte ich die fortlaufende Entwicklung dieser schönen Pilzfruchtkörper weiterhin beobachten und dokumentieren. Dies auch deshalb, weil beide Arten sehr oft verwechselt werden. In Europa besteht die Gattung Bjerkandera allerdings nur aus zwei Arten.

Zufällig fand ich eine Woche später an einem anderen Laubholzstumpf auf dem Areal der ehemaligen Stella Matutina typische Fruchtkörper von Bjerkandera adusta, die ich als „Doppelgänger“ für die bessere Unterscheidung zu meinen vorherigen Funden ebenfalls fotografierte. Dabei konnte ich gut  dokumentieren, wie die Hüte von Bjerkandera adusta gefärbt sind, dass sie an ihrer Anwachsstelle wesentlich dünner als bei B. fumosa sind und sich auf Druck schwarz verfärben sowie im Schnitt schwarz gefärbte Röhren haben.

Um die Unterschiede dazu festzuhalten, fotografierte ich am 11. November wiederum die vor zehn Tagen für B. fumosa gehaltenen Fruchtkörper. Dabei erlebte ich jedoch eine verblüffende Überraschung. Die Poren sowie die Kanten der immer noch graubeigen Hüte bekamen auf Druck schwarze Flecken und die Röhren waren im Vertikalschnitt durch das frische, ca. 5 mm dicke Fruchtfleisch deutlich schwarz gefärbt. Diese makroskopischen Merkmale treffen aber nur auf Bjerkandera adusta zu. Deshalb mikroskopierte ich die Aufsammlung und stellte auch auf diese Weise tatsächlich fest, dass es sich dabei eindeutig um Bjerkandera adusta handelte. Keine einzige Sporenmessung zeigte ein größeres Ergebnis als 4-5 x 2,5 µm und die Basidien waren auch nicht größer als 10-12 x 3,5-4 µm.

Somit wurde ich wieder einmal daran erinnert, dass zu einer verlässlichen Bestimmung sämtlicher Pilzarten, besonders aber auch der Porlinge, ihre Fruchtkörper fertig ausgebildet sein sollten. Die Farbreaktion auf Druck funktioniert ebenfalls nur bei Frischpilzen. Unter diesen Voraussetzungen ist für eine Bestimmung in der Natur hauptsächlich zu beachten, dass der Angebrannte Rauchporling auf Druck sofort deutlich schwärzt und im Schnitt die Röhren viel dunkler sind, als das Hutfleisch. Die meist wesentlich größeren Hüte des Graugelben Rauchporlings sind besonders an der Anwachsstelle viel dicker und bräunen nur leicht auf Druck in frischem Zustand. Im Schnitt haben seine Röhren die gleich blasse Färbung wie sein Hutfleisch.

Zusammenfassend kann noch ergänzt werden, dass beim Angebrannten Rauchporling die Färbung der Hutoberseite sehr variabel ist. Sie kann auch nahezu ungezont und blass graugelb sein. Laut Literatur sind seine ausgewachsenen Hüte kaum breiter als 6 cm und dünnfleischig mit einer Huttrama-Dicke von durchschnittlich 3 mm. An der Anwachsstelle kann sie max. 6 mm betragen. Die Poren der nur 1-2 mm langen Röhren sind je nach Alter hell- bis dunkelgrau oder schwärzlich. All diese ziemlich flexiblen Merkmale könnten bei der makroskopischen Bestimmung eigentlich etwas vernachlässigt werden, wenn man nur konsequent darauf achtet, dass Bjerkandera adusta auf Druck schwärzt und die Röhren im Vertikalschnitt deutlich schwärzlich, also wesentlich dunkler gefärbt sind, als das cremefarbene Hutfleisch.

Die Literatur dazu ist besonders reichhaltig, beispielsweise Bi 139-140 Abb.610, BK 2/329, DR 174-175, Ge 427, Gh 535/1, Ja Nr.102, Kr 1/487-488, Lx 558/1, Ph 236/1, RH 160/1, TINT 26/53. Da sich die Natur jedoch nicht immer an die Bilderbuchvorgaben hält und zudem auch so manche Abbildung berechtigte Zweifel aufkommen lässt, habe ich für dieses Porträt sowohl „untypische“ als auch „typisch“ aussehende Fruchtkörper fotografiert und die Fotos entsprechend benannt. Selbstverständlich sind die untypisch aussehenden Fruchtkörper wiederum auch typisch für Bjerkandera adusta.

Fotos: Hj. Kevenhörster