Bertia moriformis (Tode) De Not.

Maulbeer-Kugelpilz, Maulbeer-Traubenkugel, Maulbeerförmige Bertia

Fundbeschreibung von Hansjörg Kevenhörster

Während unserer Vereinsexkursion vom 28. Mai 2022 in Bludesch Platta entdeckte Andreas Millinger an einem liegenden Abschnitt eines Jungfichtenstammes direkt auf der Schnittfläche unzählige, winzige, schwarze Kügelchen, welche er sofort als Pilzfruchtkörper einschätzte. Geduldig trug er seinen etwas sperrigen Fund während der Exkursion bis zur abschließenden Fundbesprechung mit sich und hoffte, dann mehr Informationen zu diesen Winzlingen zu erhalten. Eigentlich schien die Bestimmung seines Fundes überhaupt kein Problem zu sein, denn ich hatte ja schon öfters solche schwarze Kugelrasen gesehen.

Beim oberflächlichen Anschauen dachte ich gleich, dass es sicherlich Melanomma pulvis-pyrius (Brandschwarzes Kugelkissen) oder Lasiosphaeria spermoides (Gesäter Kohlenkugelpilz) ist, welcher nun aktuell Ruzenia spermoides genannt wird. Jedoch fiel mir gerade im Moment der Fundbesprechung der Name des infrage kommenden Ascomyceten (Schlauchpilz) nicht ein – und das war, wie sich später heraus stellte, auch gut so. Meine schlampige Bestimmung (Vermutung) wäre sowieso falsch gewesen. Ich machte nämlich den sträflichen Routinefehler, dass ich die Fruchtkörper nicht mit der Lupe angeschaut habe. Sonst wäre mir nämlich aufgefallen, dass die „Kügelchen“ wie Brombeeren oder eben wie Maulbeeren aussehen – daher ihr deutscher Name! Erst zu Hause habe ich unter der Stereolupe und dann vor allem durchs Mikroskop erkannt, dass es sich dabei um Bertia moriformis, den Maulbeer-Kugelpilz handelt. Da staunte ich aber nicht schlecht, denn diesen Pilz fand ich bisher nur auf Laubholz und habe nie gedacht, dass er auch auf Nadelholz zu finden ist. Wahrscheinlich hätte ich dazu auch die Literatur etwas aufmerksamer studieren sollen. Das Vorkommen der Bertia moriformis wird meistens mit „auf entrindetem Laubholz, hauptsächlich Fagus, seltener auch an Nadelholz“ angegeben. Im Ellis & Ellis steht auf Seite 21, dass Bertia moriformis auf Acer, Alnus, Fagus, Fraxinus, Picea, Sambucus, Tilia, Ulmus etc. während des ganzen Jahres vorkommen kann.

Tja, man kann auch mit über 75 Jahren noch viel lernen, vor allem aber auch, dass man „Kleinzeug“ und wichtige Einzelheiten immer durch die Lupe anschauen sollte. Dies ganz besonders dann, wenn man der felsenfesten Überzeugung ist, diesen Pilz ohnehin sehr gut zu kennen. Letztendlich könnte sich nämlich so ein „Schnellschuss“ dann doch als ziemlich grober Irrtum heraus stellen.

Das Ergebnis meiner obligatorischen Überprüfung der von mir bestimmten Funde ist auf den nachfolgenden Fotos zu sehen. Meine Messungen der leicht allantoiden (gekrümmten), hyalinen (durchscheinenden) Sporen mit einer Septe (Querwand) in der Mitte ergaben 40-55 x 5-6 µm. In der gängigen Literatur werden die Sporengrößen meist mit 30-50 x 4,5-6 µm angegeben. Lediglich Björn Wergen gibt in seinem Werk „Handbook of Ascomycota“, Volume Ia., Sporenmaße von 70-80 x 6-8 µm an. Auf Anfrage gab uns Björn die freundliche Auskunft, dass dies ebenfalls korrekt ist. Bei Bertia moriformis können die Sporengrößen derart stark variieren. Allerdings muss beachtet werden, dass bei den Sporen von B. moriformis nur eine einzelne Septe vorhanden ist.

Literatur-Angaben zu diesen 0,5-0,7 mm breiten und 0,8-1,3 mm hohen Ascocarpien (Fruchtkörper der Ascomyceten) findet man z.B. im Breitenbach/Kränzlin, Band 1, Nr.373; Björn Wergen, Vol.Ia, Nr.0247; Dennis, Seite 378, Fig.14E; Ellis & Ellis, Seite 21, Fig.73; Jahn, Nr.30 und im Laux, 638/4.

Fotos: Hj. Kevenhörster