Armillaria mellea (Vahl) P. Kumm.

Honiggelber Hallimasch

Fundbeschreibung von Hansjörg Kevenhörster

Am Sonntag, den 15. Nov. 2020 entdeckte ich abends auf dem Areal der Tostner Burg (560 m ü. A.) an der Stammbasis einer mächtigen, abgestorbenen Buche ein Büschel junger Pilze mit kugeligen, kahlen, schwarzbraunen Hüten, die ich nicht gleich zuordnen konnte. Nachdem ich ein Randexemplar abgelöst hatte, war nur klar, dass es sich um eine Hallimasch-Art handeln muss. Jedoch war mir momentan überhaupt kein Hallimasch bekannt, der nahezu schwarze und vor allem glatte Hüte hat. Zu Hause blätterte ich in der Literatur und fand so noch keine Erklärung. Die Angaben zu den zwei bis drei von ca. acht verschiedenen Arten schienen mir momentan wenig aufschlussreich. Deshalb suchte ich am darauffolgenden Mittwoch die Fundstelle nochmals auf und fotografierte ausgiebig die inzwischen gut ausgebildeten, aber immer noch unbekannten Hallimasch-Fruchtkörper. Zur näheren Bestimmung nahm ich ein Exemplar mit nach Hause.

Durch den sorgfältigen Vergleich besonders mit den Angaben im Ludwig und Michael/Hennig/Kreisel kam ich schon makroskopisch eindeutig auf ein Ergebnis, welches ich vorher kaum für möglich gehalten hätte. Obwohl der deutsche Name dieses büschelig wachsenden Holzbesiedlers ein ganz anderes Aussehen erwarten lässt, handelte es sich hierbei wirklich um den Honiggelben Hallimasch. Dies ist schwer zu glauben, besonders wenn man ihn wie üblich von anderen Funden her, nur mit honiggelben Hüten kennt. Deshalb schloss ich ursprünglich bei meiner oberflächlichen Auswahl aus den verschiedenen Hallimasch-Arten den Honiggelben sofort aus. Aber folgende Merkmale passten genau auf den hier beschriebenen Fund. Hut jung olivschwärzlich, aufgeschirmt heller oder honiggelb – oft mit sehr dunkler Mitte, Hutdeckschicht von fast glatt bis nur leicht filzig oder kaum schuppig, Stielspitze fein gerippt, Ring dick und doppelschichtig, oberseitig weiß, unterseitig zitronengelb, Stiel unter dem Ring kaum und nur flüchtig beschuppt, basal dicht büschelig verwachsen. Geruch nach einigen Stunden bei Raumtemperatur deutlich nach Kohl oder Camembert,  Sporenpulverfarbe weißlich. Und auch die mikroskopischen Merkmale, wie Sporengröße von 7,5-9 x 6 µm, Marginalzellen verschieden geformt und apikal oft mit knorrigen Auswüchsen sowie das absolute Fehlen von Schnallen, stimmten mit den Literaturangaben sehr gut überein. Als Literatur dienten BK 3/134, Gh 103/3, Kr 3/125, Lu 1/2.8, Lx 164/1, MHK 1/97a. Der Fund dieses keineswegs seltenen Pilzes macht wieder einmal deutlich, wie wichtig es ist, die oft als „trocken“ erscheinenden Beschreibungen verschiedener Fachbücher zur Pilzbestimmung gewissenhaft zu lesen und detailliert genau mit der Aufsammlung zu vergleichen. Die schönen, bilderbuchmäßigen Fotos der meisten Bestimmungsbücher zeigen hauptsächlich nur eine Abbildung, wie die betreffende Art üblicherweise aussieht. In unserer Homepage haben wir die Möglichkeit, auf oft unbekannte oder selten beachtete Abweichungen und Besonderheiten aufmerksam zu machen.

Fotos: Hj. Kevenhörster